Der Friedefürst ist kein Cäsar

Geistliche Einordnung zum Christfest

 


Ja, sind wir denn komplett naiv? Demnächst werden wieder junge Männer in Deutschland auf Wehrtauglichkeit gemustert, werden Tiefflieger über Land Angst verbreiten, die Aktien der Rüstung durch die Decke gehen. Und die Kirche redet vom Frieden? Am östlichen Horizont wächst die Kriegsgefahr für uns und den Rest Europas, der neue Zar diktiert Friedenspläne, vermeintlich wählbare Parteien schmiegen sich in Moskau schon mal an. Den Sudan, Palästina und Israel, und all die von Gewalt geschüttelten Länder dieser Welt hier noch gar nicht erwähnt. Und wir feiern Weihnachten als das Kommen des Friedefürsten, des zum König Gesalbten, des All-Herrschers gar?  

Nein, sind wir nicht. Naiv ist, wer seine innere Stärke vergisst. Wer gottvergessen um Macht und Geld oder auch „Volk“ tanzt. Wer denkt, mit der Hatz auf Sündenböcke sei das Problem behoben. Wie damals. Als das Kind in der Krippe dann am Kreuz hing. 

Wie kein anderes Fest will das Weihnachtsfest Frieden. Es erzählt uns von unserer eigenen Sehnsucht danach – und von Wegen dorthin. Der erwachsene Jeschu aus Nazareth sollte sagen: „Frieden hinterlasse ich euch: Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt ihn gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“ Er fing neu damit an – mitten in militärischer Unterwerfung und Gewalt: Kränkung und Krankheit zu heilen, Zweiflern zuzuhören, allzu Kluge zu entlarven, Schwache zu segnen. Er ließ nicht für sich kämpfen, sondern stellte sich den Häschern und vor seine Freunde. Als naiv und als Fake-König verspottet, starb er – ohne seine Liebe zu verraten. Am dritten Tag gab Gott ihm recht.  

Frieden beginnt in den Herzen der Menschen. Kein Hass, kein Neid, keine Gier und keine Furcht sollen unser Herz zerfressen; es soll sich aber laben an der Zuwendung Gottes. Tief in uns steht die Krippe, ist der Segen der Liebe dieser Familie. Nur das Licht, das hier entsteht, ist so stark, so heilsam, dass es Wege in die Zukunft führt.  

Ich weiß nicht, was nun kommen wird. Ob die Erregungsindustrie, die Polarisierer und die Gewinnmacher wohl die Knie beugen werden vor der Macht in der Krippe wie einst die 3 aus dem Morgenland. Ich weiß, dass der Gewalt Einhalt geboten werden muss. Aber ich weiß auch, dass Krieg das Leid und den Tod herbeiruft. Und nicht die Zukunft.  

Ich will davon singen und sagen: Mitten unter uns leuchtet sie wirklich und weihnachtlich auf, die Kraft, die Frieden schafft, zusammen mit Vernunft, mit Zuwendung, mit Vertrauen, mit Geduld, mit Hoffnung. Sie mag getötet werden, aber sie ist unsterblich.
  

Ein Weihnachten mit neuem Frieden, im Kleinen wie im Großen, wünscht Ihnen und Euch Pastor Martin Gregor.

 

 

 

 

 

ukrainische Flagge mit Text: Stand with Ukraine, Pray forPeace
In unseren Gottesdiensten beten wir für Frieden, Vergebung, Versöhnung. Immer.
Das ist nicht naiv und macht uns auch
nicht blind.
Krieg kennt nur Opfer, immer auf
beiden Seiten.
Für sie beten wir, wollen und werden aber auch nicht vergessen, wer der
Agressor ist.
Dies ist Putins Krieg!

   Glaube, Liebe, Hoffnung