Gestrandet in der Fremde
Geistliche Einordnung zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni von Pastorin Sabine Klatt
Vor einigen Jahren verpasste ich auf einer Rückreise in München meinen Anschlusszug zurück nach Kiel mit einer Reservierung für ein Rad. Am Schalter sagte man mir in einem breiten unverständlichen Bayrisch, dass schon in ! 8 Wochen wieder eine Reservierung für eine Radmitnahme im Fernzug möglich sei. Was sollte ich machen? Ich versuchte, eine Poststelle ausfindig zu machen, um mein Rad als Gepäck aufzugeben. Die erste Stelle hatte schon geschlossen. Ich war sehr müde, zudem hatte ich mir einen Reisevirus aufgesackt. Viel laufen konnte ich nicht mehr. Auf dem Weg zur nächsten und für mich schaffbaren letzten Poststelle geriet ich in ein Viertel, in dem die Läden alle persische Schriftzüge hatten. Deutsche sah ich nicht mehr. Ich war in „Klein Afghanistan“ in der Nähe des Münchener Hauptbahnhofs gelandet. Wie sollte ich mich jetzt auf der Poststelle verständlich machen, wo ich doch schon mit Bayrisch meine liebe Mühe hatte? Doch die Afghanen in der Poststelle waren sehr freundlich, sprachen Hochdeutsch mit mir und zeigten mir - im Gegensatz zu dem Mann am Bahnschalter - den Weg zur Annahmestelle für Räder. Wie wäre ich mit einem Fremden umgegangen, der kurz vor Feierabend noch etwas von mir wollte? Der 20. Juni, der Weltflüchtlingstag, fordert uns auf, uns in die Lage der Fremden zu versetzen. In der Bibel heißt es dazu: „Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen…!“ 5. Mose 10, 19.
Vielleicht sind wir nicht aus einem anderen Land geflohen. Aber Situationen, in denen wir uns fremd gefühlt haben, kennen wir wahrscheinlich alle. Wenn man z. B. als einziger eine andere Meinung vertritt. Wie wohl tut es, wenn zumindest versucht wird, mich zu verstehen!
Der Juni, der uns viele Touristen, aber auch andere Fremde bringt, lädt uns ein, einander zu begegnen und die Hand auszustrecken: denen aus anderen Ländern und denen mit anderen Gedanken als den unseren. Denn auch wir wissen, was es heißt, fremd zu sein.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Pastorin Sabine Klatt

Das ist nicht naiv und macht uns auch
nicht blind.
Krieg kennt nur Opfer, immer auf
beiden Seiten.
Für sie beten wir, wollen und werden aber auch nicht vergessen, wer der
Agressor ist.
Dies ist Putins Krieg!