Willkommen bei der Jakobi- und Luthergemeinde Kiel

Spaltung überwinden – ist das möglich?

Eindrücke einer Reise nach Polen. 
von Pastorin Sabine klatt
  

 

Beunruhigt über den Rechtsruck in vielen europäischen Ländern und auch bei uns, besorgt über Polarisierungen und aufgeschreckt durch die Ergebnisse der Europa-Wahl habe ich mich Mitte Juni mit vielen Kolleg*innen auf eine Konventsfahrt nach Warschau begeben. Eine unserer Leitfragen dazu war: „Wie können wir Spaltung überwinden?“ Dazu haben wir katholische und evangelische, diakonische und andere engagierte Gruppen zum Austausch getroffen. 

 


Eines Abends hörten wir zu bei einer Podiumsdiskussion über deutsch-polnische Erinnerungskultur. Das war in der Trinitatis-Kirche. Sie ist die zentrale Kirche der polnischen Protestanten im Land. Es mutete für mich fast wie ein kleines Wunder an, in diesem großen und schönen, hellen und lichtdurchfluteten Gotteshaus sitzen zu können. 1939 war diese Kirche eine der ersten Ziele der deutschen Bomben gewesen und war zerstört worden. Doch die Menschen hier haben sie wieder aufgebaut, Menschen mit polnischen und mit deutschen Wurzeln. Wir deutschen Pastor*innen waren als Besucher willkommen, ja der Diskussionsabend wurde sogar von der polnischen Gemeinde und von der deutschen Gemeinde des Berliner Doms gemeinsam gestaltet. Es tat gut zu sehen, wie viel hier an Versöhnungsarbeit geleistet wurde und noch wird. Wir waren nach dem Abendprogramm noch zu einem guten Essen im Unterbau der Kirche eingeladen. Dort saßen wir mit polnischen und deutschen Gästen gemischt an den Tischen und löffelten gemeinsam Suppe. Die Atmosphäre war eine einzige Botschaft: Überwindung von Spaltung ist möglich. 

 


„Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung“ hat einst der Jude Baal Schem Tov gesagt. Erinnerung steht für uns bald am 1. September wieder an – der Angriff Nazi-Deutschlands auf Polen hat dann seinen 85. Jahrestag. Wie kann Erinnerung zur Versöhnung beitragen? Dort, wo wir durch unser Erinnern den Polen zeigen, dass es uns bewusst ist, was unsere Nation ihrem Land angetan hat, ist ein erster Schritt getan. Das ermöglicht es den Polen, auch auf uns zuzugehen. 

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Für eine stabile Identität, die nicht auf Abgrenzung oder gar Ausgrenzung von anderen gebaut ist, braucht es nicht nur die kritische, sondern auch positive Erinnerung. Davon war in der Diskussion auch die Rede. Für viele Polen ist der Warschauer Aufstand 1944 eine solche positive Anknüpfung für ihr Selbstbild. Da stellt sich natürlich die Frage, woran können wir Deutschen positiv anknüpfen? An die friedliche Revolution 1989? Oder kann unser Glaube eine Hilfe für eine positive, das Selbstverständnis stärkende Erinnerung sein? Ich denke ja. Die Erinnerung an unsere Taufe, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, ist etwas, das Identität stärkt. Diese Erinnerung grenzt nicht ab, sondern bezieht andere mit ein, so wie es im Galaterbrief heißt: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, nicht Mann noch Frau, noch Sklave noch Freier, sondern wir sind alle eins in Christus, auf den wir hin getauft sind“ Galater 3, 27. 

Mögen wir, wenn wir in den Ferien in anderen Ländern unterwegs sind und anderen Menschen begegnen, nicht vergessen, sondern erinnern: Wir sind alle Kinder eines himmlischen Vaters.

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete Ferien! 

Ihre Pastorin Sabine Klatt

 

 

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In unseren Gottesdiensten beten wir für Frieden, Vergebung, Versöhnung. Immer.
Das ist nicht naiv und macht uns auch
nicht blind.
Krieg kennt nur Opfer, immer auf
beiden Seiten.
Für sie beten wir, wollen und werden aber auch nicht vergessen, wer der
Agressor ist.
Dies ist Putins Krieg!

   Glaube, Liebe, Hoffnung

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